Plastische Textilienaufnahmen

Hier erklären wir Ihnen die einzelnen Arbeitsschritte einer plastischen Fotoaufnahme eines Bekleidungsstückes

 

plastische TextilienaufnahmenProduktfotos, plastische Textilienaufnahmen

1. Arbeitsvorbereitung Textilien:

Am Anfang steht z.B. ein T-Shirt, Sweatshirt oder sonstiges Bekleidungsteil, welches Sie uns zum Fotografieren zusenden. Die Ware wird ausgepackt und dabei gleich von einem unserer Mitarbeiter gebügelt und für die anschließende Fotoaufnahme vorbereitet. Für eine gute und ansprechende Fotoaufnahme müssen etwa 90% aller gelieferten Textilien vorher gebügelt werden. Selbst verpackte Neuware hat Bügelfalten an Stellen, die für ein Produktfoto ungeeignet sind. Jedes gebügelte Teil wird zusammen mit der Produktverpackung und dem Artikeletikett auf einen Bügel gehängt und so für das nächste Fotoshooting bereitgestellt. Nicht jeder x-beliebige Bügel eignet sich hier beispielsweise für Shirts und Bekleidungsoberteile. Dünne, spitze und unpassend geformte Bügel führen bei empfindlichen Textilien schnell zu ausgebeulten "Ohren" im Schulterbereich.

2. Produktaufnahme Textilien:

Die Textilien werden von unserem Fotografen auf einen weißen Puppenkörper gezogen. Während für Fotoaufnahmen an einem später sichtbaren Puppenkörper die Körperhaltung der Figur eher zweitrangig ist, benötigt man für sogenannte "Hollow Man" -Aufnahmen (= plastische Textilienaufnahme an später unsichtbarem Puppenkörper) vorzugsweise absolut symmetrische Schaufensterpuppen. Die perspektivische Ausrichtung der Puppe erfolgt in der Regel frontal oder leicht gedreht, wobei besondere Applikationen oder Logos auf den Kleidungsstücken Berücksichtigung finden. Bei Hosen wünschen unsere Kunden meist eine zusätzliche schräge Rückseitenansicht (vor allem um die Passform zeigen zu können). Ansonsten fotografieren wir Rückseiten von Bekleidungsteilen nur auf besonderen Wunsch, oder bei speziellen Schnitten und Aufdrucken, die einen wesentlichen Charakter des Kleidungsstückes ausmachen.

2a. Dekoration an der Puppe:

Obwohl wir genormte Körpergrößen verwenden, haben Textilien an einem "harten" Puppenkorpus einen anderen Sitz als an einer echten "weichen" Person. Für eine mehr körperbetonte Form verwenden wir bei der PRO-ducto GmbH daher lieber enger anliegende Teile. Der aufwendigste Part an der Fotoaufnahme ist die Formgebung am Puppenkörper, um einen möglichst symmetrischen, aber auch natürlich wirkender Sitz zu erreichen. Während bei Fotoaufnahmen mit echten Modells oder auch mit sichtbarem Puppenkörper das Auge von dem Körper abgelenkt und beeinflusst wird, sticht bei den Hollow Man - Aufnahmen jegliche ungewollte Form sofort ins Auge. Werden übergroße Kleidungsstücke vom Kunden geliefert, so lassen sich diese durch das Setzen von Klammern auf der Textilienrückseite und anderen Hilfsmitteln (z.B. Luftkissen) etwas anpassen. Hier kann jedoch auch sehr schnell die "echte" Form des Kleidungsstückes verloren gehen. Zudem wandern Applikationen und Logos durch das Klammern natürlich in Richtung der Seite oder schlechtesten Falls nach hinten weg. Dies lässt sich leider weder vermeiden noch umgehen. Bitte achten Sie daher immer darauf, dass Sie uns passende Kleidungsstücke entsprechend der zur Verfügung stehenden Puppen zusenden.

2b. Die Fotoaufnahme:

Für die eigentliche Produktaufnahme verwenden wir einen festen, abgeschatteten Lichtaufbau. Wichtig ist hierbei eine möglichst gleichmäßige Ausleuchtung des kompletten Puppenkörpers über die gesamte Höhe des Fotoobjektes, wofür bei der PRO-ducto GmbH eine Anordnung von vier großen lichtstarken Flächenleuchten zum Einsatz kommt. Fototechnisch bedingte perspektivische Verzerrungen werden durch einen entsprechenden Abstand zum Artikel und eine geeignete Höhenpositionierung der Kamera minimiert. Von jedem Artikel werden in der Regel mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen und verschiedentlichen kleineren Nachkorrekturen an der Dekoration geschossen. Für eine spätere Darstellung als "Hollow Man" ist ein zusätzliches zweites Foto des Halsausschnittes oder des Innenlebens eines Bekleidungsstückes erforderlich, welches später geeignet in das Hauptbild eingesetzt und einretuschiert wird. Für ein Fotoshooting von z.B. 100 Teilen hat man dann am Ende etwa 500 - 600 Bilder aufgenommen.

 

Plastische Bekleidungsaufnahmen in der Produktfotografie (Hollowman)

 

Plastisches Produktfoto Hollowman

3. Die Bildentwicklung:

Wer selber bereits Textilien fotografiert hat weiß um die Problematik, dass weiße Textilien schnell an Kontur verlieren und schwarze Textilien schnell bis hin zur Unkenntlichkeit "absaufen". Unsere Fotografen bei der PRO-ducto GmbH nehmen daher grundsätzlich alle Bilder im RAW-Format auf. Nachdem aus der Gesamtzahl der Aufnahmen die Bilder ausgesucht wurden, die verwendet werden sollen, werden diese Bilder mit dem Photoshop RAW-Konverter geöffnet. In der RAW-Konvertierung werden korrigierende Belichtungseinstellungen vorgenommen und mittels der Gradationskurve bestimmte Helligkeitsbereiche des Bildes optimal und möglichst kontrastreich eingestellt. Nebenbei wird in der RAW-Konvertierung auch eine Linsenkorrektur durchgeführt, Farbaberrationen (= ungewollte Linsen-bedingte farbige Kontrastkanten, die bei jedem Objektiv auftreten können) beseitigt, sowie die Bildschärfe optimiert. Im Ergebnis liegt dann ein unkomprimiertes 16-Bit Bild vor, welches nicht selten über 100MB groß ist.

4. Perspektivische Korrektur:

Insbesondere bei schräg aufgenommenen Objekten - in unserem Fall ein Kleidungsstück - entstehen unnatürlich wirkende perspektivische Verzerrungen. Der Grund hierfür liegt darin, dass wir einen Gegenstand im dreidimensionalen Raum mit unseren Augen anders wahrnehmen, als auf einem zweidimensionalen Bild, das von einer Kamera "quasi nur mit einem Auge" (= Kameralinse) fotografiert worden ist. Bei einer schräg stehend fotografierten Hose würde beispielsweise das hintere Hosenbein deutlich kürzer aussehen, wohingegen es unserem Empfinden besser entspricht, wenn im späteren Bild beide Hosenbeine trotzdem nahezu gleich lang sind. Bei der perspektivischen Korrektur werden also nicht unbedingt tatsächliche perspektivische Fehler korrigiert, sondern vielmehr Bildobjekte unserem natürlichen Empfinden angepasst.

5. Plastische Verformung:

Ein wesentlicher Bestandteil einer guten Textilienfotografie ist die plastische Verformung. Trotz präziser und aufwendiger Dekoration ist kein Kleidungsstück wie das andere und selbst gleiche Modelle sehen bei erneuter Fotografie immer wieder anders aus. (Stellen Sie sich vor, Sie nehmen einen langen Schal und wollen ihn zweimal hintereinander auf exakt dieselbe Art und Weise hinlegen - das ist technisch absolut unmöglich und auf einem Foto werden Sie die enormen Unterschiede zwischen den beiden Versuchen sofort sehen, die Sie in Natura sonst vielleicht gar nicht wahrgenommen hätten). Nun wird jeder Stoff und jedes Kleidungsstück immer wieder Falten werfen, an Stellen, die Sie beim Betrachten des späteren Bildes als unpassend empfinden. Ein Arm liegt an einer Körperseite stärker an, oder ein Bein wirkt aus einer schrägen Perspektive dicker als das andere. Glauben Sie uns: Wenn Sie nur noch das Kleidungsstück auf einem Foto sehen, sticht Ihnen sogar deutlich ins Auge, wenn eine Seite eines T-Shirts schön abgerundet ausläuft, während die andere Seite bedingt durch das eingenähte Waschetikett eine unschöne Wölbung zeigt. Mithilfe der plastischen Verformung, die in Photoshop auch als Verflüssigen bezeichnet wird, werden Textilien in eine schöne und ansprechende Form gebracht.

6. Das Freistellen von Bildern:

Wie jeder andere Artikel werden auch Textilienaufnahmen von Hand mit einem Vektorpfad freigestellt. Während bei einem sichtbaren Puppenkörper der Beschneidungspfad den Konturen der gesamten bekleideten Figur folgt, wird beim "Hollow Man"-Bild nur das sichtbare Kleidungsstück freigestellt. Nun kann sich jeder denken, dass hier noch die Bekleidungsausschnitte fehlen, die im Ausgangsbild vom Puppenkörper verdeckt wurden. In der Regel sind das der Halsausschnitt, aber auch Armausschnitte und bei Unterwäscheteilen regelmäßig auch die beiden Beinausschnitte. Diese fehlenden Ausschnitte werden aus dem unter 2b erwähnten zusätzlichen zweiten Bild gewonnen. Der Anschlussbereich des einzusetzenden Bildausschnittes wird zuerst geeignet in Form gezogen und anschließend dann einretuschiert. Der Freistellpfad muss an diesen Stellen wieder geöffnet werden und um das gesamte Bildobjekt gezogen werden, dass die eingesetzten Ausschnitte beinhaltet.

 

Plastisches Produktfoto Damenoberteil als Hollowman Produktfotografie

Hollowman Fotos Boxershorts, verschiedene Farben

7. Abschließende Farbkorrektur:

Nachdem das Kleidungsstück fertig freigestellt ist, erfolgt nochmals eine letzte Farbkorrektur. Indem der Artikel mithilfe des Freistellpfades exakt ausgewählt werden kann, lässt sich jetzt eine Optimierung der Tonwertkurve durchführen. Die Bilder gewinnen dadurch nochmals an Kontrast und Brillanz.

8. Datenauslieferung der fertigen Bilder:

Jetzt sind die Bilder im Prinzip fertig. Alle Fotos werden zur Bildmitte hin ausgerichtet, am Rand passend beschnitten und auf eine Ebene (die Hintergrundebene) reduziert. Diese Bilder werden nun als hochauflösende, druckfähige Originalbilder ausgeliefert. Für den Gebrauch im Internet stellen wir unseren Kunden zudem ein skaliertes Bild in ihrem Wunschformat zur Verfügung. Wir liefern alle unsere fertigen Bilder per E-Mail mit einem entsprechenden Download-Link zu dem jeweiligen Bilderpaket aus. Kleine Vorschaubilder finden Sie bereits vorab in der zugehörigen Benachrichtigung.

 

 

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